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Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Verfassungstheorie und Rechtsphilosophie (ÖR IV) – Prof. Dr. Carsten Bäcker

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Foto Tschentscher

Axel Tschentscher

Am 20.10.2021 hielt Prof. Dr. Axel Tschentscher (Universität Bern) einen Vortrag mit dem Titel "Normativität und Ästhetik von Rechtstexten". Der Vortrag fand in Präsenz statt.

Abstract: Rechtstexte, insbesondere Gesetzestexte, sollen Normativität transportieren. Sie sollen durch Normsätze (Text) die jeweiligen Norminhalte (Gebote, Verbote, Erlaubnisse) in genau der Präzision an die Rechtsadressaten übermitteln, die von den Autoren des Rechtstextes gewollt war. Der Wunsch nach unmissverständlicher Vermittlung hat in den letzten Jahrzehnten zu einer immer technisierteren Rechtssprache geführt. Lange Sätze mit gleichförmigen Begriffen und eindeutigen Aufzählungen dominieren. Es ist kein Genuss, neue Gesetze zu lesen.

Hat die Schönheit heute noch einen Platz in der Rechtssprache? Dieser Frage ist der Vortrag gewidmet. Zunächst geht es darum, ob wir überhaupt eine intersubjektive Ästhetik annehmen dürfen, oder ob Schönheit, wie es häufig heisst, reine Geschmackssache ist? Sofern es schönere und weniger schöne Rechtstexte gibt, stellt sich weiter die Frage nach dem Nutzen der Ästhetik. Wird durch schöne Texte die Funktion, Normativität zu transportieren, wirklich gefördert? Das hängt unter anderem von der Art der Rechtstexte ab und von den Adressaten, die damit unmittelbar angesprochen werden. Es hängt weiter davon ab, ob schöne Texte nur eine symbolische oder zusätzlich eine funktionale Kraft haben. Gegen schöne Rechtstexte würde sprechen, wenn sie von den eigentlichen Inhalten sogar ablenken und darum – ähnlich wie fake news – eher schaden als nützen würden.


Verantwortlich für die Redaktion: Elias Kormann

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